Donnerstag, 19. Februar 2009

Pflegemama, Ratten, Tränen....

Ja, ich weiß, ich hab länger nichts von mir hören lassen- sorry=)

Ach ja wo fange ich an…vielleicht bei meiner kleinen Reise durch den Kongo. Wie ich euch ja in meinem letzten Eintrag geschrieben habe, war ich mit Ilka und ihrer Tochter, sowie Alecie ihrer Angestellten und Adrico unserem Chauffeur für eine Woche in Mahagi (ca. 200 km von Aru entfernt) und Umgebung für einen Optikeinsatz. Die Woche war sehr reich an Erfahrungen: da wir bei einem kongolesischen Ehepaar untergebracht waren, hatte ich das Privileg die afrikanische Toilette (Loch in Erde), sowie ihre Dusche (Eimer mit warmen Wasser- es gibt nichts genialeres als sich unter freiem Sternenhimmel waschen zu dürfen- das ist mein Ernst.) kennen zu lernen. Außerdem habe ich mehr als je zuvor zu spüren bekommen, wie sich Stars fühlen müssen. Ich hatte alle Hände voll zu tun, all die vielen neugierigen Kinder von meinem Pflegekind fernzuhalten, da wir teilweise in abgelegenen Bergdörfern waren, die noch nie Weiße zu Gesicht bekommen hatten, könnt ihr euch vorstellen, dass sich das nicht als einfach herausgestellt hat. =)

Zu guter letzt bin ich noch einmal in den Genuss der kongolesischen „Straßen“ gekommen. Wobei diese mit Schlamm- und Schlaglöchern übersäten Wege diese Bezeichnung keinesfalls verdienen. Wenn man für 200 Km 6 Stunden benötigt, sagt das glaube ich einiges über deren Zustand aus! =) Alles in allem hat mir dieser Trip aber echt Spass gemacht! Wenn das Internet mal wieder ein bisschen freundlicher zu mir ist, gibt’s auch Bilder dazu- versprochen.

Tja, dann kann ich noch von einer Rattenplage berichten. Von seltsamen Geräuschen beunruhigt, sowie plötzlich auftauchender Rattenscheiße (stellt euch vor, sogar in meinem Moskitonetz) mussten Teresa und ich feststellen, dass wir in unserem Appartement eine Ratte beherbergen. Die Jagd auf dieses eklige Tier stellte sich als gar nicht so einfach heraus, aber letztendlich ist ihr so genannter Rattenkleber zum Verhängnis geworden. Ihr könnt euch nicht vorstellen, welch schönes Gefühl es ist, endlich wieder beruhigt schlafen zu können, ohne Angst vor nächtlichem Rattenbesuch im Bett haben zu müssen! Ein Hoch auf den Rattenkleber! =)

Ja und letzte Woche bin ich mit einer unglaublich traurigen Nachricht konfrontiert worden. Es ist Dienstag, der 9. Februar, wie jeden Morgen fahre ich mit dem Fahrrad zu ESMA, dem Taub-Stummen Internat. Dort angekommen sagt man mir, dass einer meiner Schüler, der fünfjährige blinde Uroma, gestern Nachmittag bei einem Unfall auf dem Gelände ums Leben gekommen ist. Diese Nachricht hat mich unglaublich getroffen, ich konnte nur mit Tränen antworten. Wie kann es sein, dass ein unschuldiges kleines Kind, das ich gestern erst noch auf dem Arm hatte, dessen Hände ich gestern noch in den Händen hielt, dessen zerissenes T-Shirt ich gestern noch zurechtrückte, heute nicht mehr am Leben ist. Das kann nicht sein, das darf nicht sein. Und doch musste ich begreifen, dass meine Klasse nie mehr so sein wird, wie sie einmal war. Denn nie wieder werde ich Uroma unterrichten dürfen. Ich möchte an dieser Stelle, Gott danke dafür sagen, dass ich Uroma kennen und lieben lernen durfte. Die Zeit mit ihm, sie war ein Geschenk! Was mich tröstet ist zu wissen, ja davon bin ich überzeugt, dass er jetzt bei Gott ist und dort kann er sehen, endlich sehen- ich höre meinen Kleinen regelrecht lachen! =)

Tja, ihr seht, die letzten Wochen war einiges bei mir los. Und das Schlimme ist, ich hab nur noch 3 Wochen hier in Afrika. Versteht mich nicht falsch, natürlich freue ich mich auch auf euch, aber Afrika, ich hab dieses Land, seine Menschen, das Leben hier, so lieben gelernt, ich weiß nicht, wie ich mich davon verabschieden soll. Wie soll ich meinen Teamleuten Tschüss sagen, die ich jeden Tag um mich hatte? Und wie soll ich mich nur von meinen Kindern im Internat verabschieden, die ich vielleicht nie wieder sehen werde? Ich weiß nicht, wie das gehen soll, ich weiß es wirklich nicht, ich hab unglaubliche Angst vor dem Abschied. Meine Mama hat mir schon 2 Packungen Taschentücher geschickt- extra für meine Abschiedstränen, aber ich bezweifle stark, dass sie ausreichen werden.

Ok, bevor ich mich in meiner melancholischen Stimmung ganz verliere, mach ich lieber mal Schluss. Danke fürs Lesen, danke für all eure Kommentare, danke für so viel mehr….

Eure Raija

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

bist so süss kleine freundin!
hdl

Tami hat gesagt…

Liebe Raija,
wow ich bewundere deine Hingabe und Liebe für die Menschen und das Land.
Weißt du, das wird dir bleiben denke ich und du wirst dorthin zurückkehren können wenn du willst!
Hier fällt der Schnee, es ist kalt und matschig. Aber mir gefällts!
Ich bin froh, dass ich das erste Semester rum hab. Die Prüfungen liefen auch ganz gut.
Wann genau fliegst du eigentlich zurück und wann kommst du in München an?
Genieß deine letzten Wochen im Kongo! Gott segne Dich!
Grüße an Alle die mich dort noch kennen,
Tami

schneckelchen hat gesagt…

Heidihooo Raija!!!
Ja, ich lebe noch. Das mit meinen Klamotten für deine Schokokinder wird also leider nichts. ;)
Die OP ist echt gut gelaufen. Ich hatte im Krankenhaus und auch zu Hause keine allzu starken Schmerzen (konnte eine Woche nach der OP schon wieder ohne Schmerzmittel leben *freu*). Ich hätte es mir echt schlimmer vorgestellt.
Das mit dem Unfall tut mir unendlich Leid. Steffi hatte mir das schon erzählt, als sie mich besuchen war.
Ich freu mich schon total, wenn du wiederkommst!!! Dann müssen wir unbedingt eine Nostalgie- Autofahrt zur Schule, inklusive Randsteinakrobatik und "Oh, mann! Du lenkst in die falsche Richtung!!!" machen, gelle? *lach*
Mach´s gut! Ich denk an dich.
Bussal,
Simone
PS: Ich wünsche dir, dass der Abschied nicht allzu schwer für dich wird!
PPS: Ach, ja: Steffi hat mir da noch was "Interessantes" erzählt... *grins*...
*fett grins*... (Ran an den Speck, Raija! ;p )