Donnerstag, 16. Oktober 2008

Bonjour...

Mbote baninga nangai! ( Seid gegrüsst meine Freunde) J

Da bin ich mal wieder… da eins der Kinder hier auf Station heut Geburtstag feiert, fällt der Unterricht aus, was mir ganz recht kommt, da ich z. B. endlich dazu komme euch mal wieder zu schreiben.

Wie geht’s mir? Also nach einer kleinen Depri-Phase vor ein/zwei Wochen bin ich wieder neu motiviert Afrika mit allem drum und dran kennen zu lernen. Depri-Phase heißt, dass ich sehr erschöpft und von allem etwas genervt war, von der Arbeit hier auf Station, der Kultur der Afrikaner, usw. Wenn du einem Afrikaner begegnest, wirst du als erstes gefragt „Wie geht’s dir? „ und als Antwort hast du immer zu geben. „Ja, danke, sehr gut!“ Ich hab echt aufgehört zu zählen, wie oft ich am Tag gefragt werde, wie es mir geht. Mit der Zeit kann es halt sehr nervig werden ebenso die Tatsache, dass man als Weiße ständig angestarrt wird (nicht auf Station, aber sobald man diese verlässt).

Auch hatte ich einfach das Gefühl, dass ich arbeite und arbeite und gebe und gebe, aber dass das überhaupt keinem auffällt, sondern ständig nur neues von mir gefordert wird. Ich hatte das Gefühl es trotz meiner Anstrengung und Mühe keinem Recht zu machen. Ja, es ist schon auch anstrengend mit so vielen Leuten auf engem Raum zu leben. Aber mir geht’s jetzt schon wieder richtig gut und ich bin wie gesagt neu motiviert. Ich versteh mich mit den anderen 5 FSJlern und den 3 Missionarsfamilien auch sehr gut, wofür ich echt dankbar bin. Wundert mich fast, dass ich mich als Raija so schnell in der Gemeinschaft wohl gefühlt hab… J Ich hab auch einfach das Gefühl, dass ich hier so sein darf wie ich bin- ganz Raija eben, wisst ja was das heißt. J

Ich werd mir demnächst auch ein Internat für Gehörlose hier in Aru anschauen, indem ich vielleicht sogar ein bisschen mitarbeiten kann. Darauf freu ich mich schon sehr, weil ich ja gern mit Kindern arbeiten wollte und ich zudem dann auch mal von der Station weg komme und einfach noch mehr von Afrika und seinen Menschen kennen lerne.

Was gibt’s sonst neues…ja, ich werde hier zu einer richtigen Hausfrau erzogen. Da wir Mädels nach dem Unterrichten am Vormittag, nachmittags noch für die Hausarbeit zuständig sind, weiß ich z. B. mittlerweile wie man sein Brot selber backt, Marmelade kocht, aus Kaffeebohnen Kaffee erhält oder gebrannte Erdnüsse zaubert…Das Schlachten eines Truthahns hab ich auch schon mitbekommen (ok, ich bin erst dazu gekommen, als der Kopf schon ab war).

Wo wir gerade bei Tieren sind: erst gestern sind mir Kakerlaken und eine Ratte über den Weg gelaufen- lecker! J Solange ich keiner Schlange begegne bin ich ganz zufrieden. Diese Tiere sind hier nämlich keine Seltenheit und im Falle eines Schlangenbisses wär man echt blöd dran, da man hier kein Gegenmittel bekommen kann. Ich bin bis jetzt zum Glück noch keiner über den Weg gelaufen, aber ein afrikanischer Mitarbeiter hatte letztens gleich mit zweien das Vergnügen- Gott sei dank, ist aber nichts passiert. Ja, ich sags euch, ich leb hier nicht ganz ungefährlich. J Vielleicht habt ihr auch gehört, dass im Kongo wieder Rebellen unterwegs sind. Ich wollt euch nur sagen, dass sie weiter oberhalb sind, also bei uns hier in Aru ist es friedlich. Klar, die Lage kann immer mal kippen, aber hoffen wir einfach, dass es weiterhin ruhig bleibt.

Ja, das wärs erst einmal von mir…was gibt’s bei euch Neues…sind die ersten Schneeflocken schon gefallen? Ach, tröstet euch: bei mir ist es jetzt auch nicht so warm…nur so warm, dass ich den ganzen Tag mit Top und Flip Flops umherlaufe… J Aber ihr werdet es nicht glauben, ich hab mir letztens doch tatsächlich gedacht, dass ich weiße Weihnacht schon vermissen werde. Immerhin werden wir unsere Weihnachtspalme bei 30 Grad mit Christbaumkugeln verzieren…Ach ja, bevor ich es vergesse: Wollt euch noch sagen, dass ihr mir fehlt. Auch wenn ich mich bei den Leuten hier sehr wohl fühle und es wirklich als Geschenk ansehe in diesem Land, in dieser so anderen Welt, für 6 Monate leben zu dürfen, so ist es schon auch komisch von euch so weit weg zu sein. Ich freu mich auf jeden Fall immer riesig von euch zu hören! An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön für alle bisherigen Emails und Kommentare, die jedes Mal ein großes Lächeln auf das Gesicht der Raija gezaubert haben!

So, ich mach dann mal wieder Schluss- muss an meinem freien Tag ja noch ein bisschen die Sonne genießen… J

Bis bald, ihr lieben Leute.

Ganz liebe Grüsse schickt euch aus dem fernen Kongo, die Raija

2 Kommentare:

Zsuzsa hat gesagt…

Ja, liebe Raija,
dann will ich mich auch mal endlich auf deinem Blog verewigen. Hab schon immer fleißig mitgelesen und mich an den vielen Fotos erfreut, aber noch irgendwie nicht die Ruhe zum Schreiben gefunden.
Da hast du ja schon einen ganz schönen Kulturschock hinter dir. Aber gut, dass dich Gott da durch getragen hat. Ich würde mal sagen, mach weiter so! Die Seite von deiner Zimmergenossin hab ich auch schon aufgestöbert, ist ja auch ganz interessant. Die muss wohl nicht so viel arbeiten wie du, bei den vielen Einträgen... Aber sie ist ja auch schon länger da, oder? Hat sie Tami auch schon kennengelernt?
Nein Schneeflocken hatten wir noch nicht, nur heute mal Regen. Morgen soll es schon wieder ziemlich warm werden.
Heute abend hat auch das Bibelbistro angefangen, was jetzt ja "Live im Bistro" heißt, ich war aber nicht da.
Wir (die Senioren-Seelsorge) haben grad ziemlichen Mitarbeitermangel, so dass ich diese Woche mit in den Außendienst muss und schon etwas geschafft bin. Das Büro muss ja trotzdem auch irgendwie bewältigt werden und die lieben Kinderlein fordern schließlich auch ihren Teil ein. (Interessiert dich das überhaupt?) Na ja, vielleicht interessierts ja wen anders, der auch hier rumliest.
In diesem Sinne auch an alle liebe Grüße, die mich sonst noch kennen!
Bis bald
Bonsoir... (ist das so richtig, ich kann nämlich kein Französisch?)
Die Susanne "Zsuzsa" W. aus GAP

Tami hat gesagt…

Hallo liebe Raija,
hey ich bin froh dass es dir nach deiner etwas schlechteren Phase wieder besser geht, ich kann das voll gut nachvollziehen. Aber es ist auch ein Lernprozess, dass man zu dem Punkt kommt wo man die Balance findet zwischen "es den anderen Recht machen" und seine Grenzen zu setzen und auch Dinge so zu machen wie man es selbst für richtig hält.
Und ich kann mir vorstellen dass es nicht einfach ist fremde Kinder mitzuerziehen, was man ja im Unterricht tun muss. Aber mach dir keine Vorwürfe wenn du kritisiert wirst, das ist NUR Kritik... das ist keine Bewertung deiner Person! Denk dran, die können allesamt sehr dankbar sein (und sind es wahrscheinlich auch), dass du da bist! Du bist eine Entlastung dort, eine bereichernde Person die in diese Einöde ihre Persönlichkeit einbringt!
Hey ich freu mich dass du zu den taubstummen Kids gehen willst, ich war da auch mal und die sind so was von süß.
Die bringen dir gleich ein paar SAchen bei und sind einfach total aufgeschlossen und freuen sich wie Schnitzel und sind gar nicht so dass sie gleich was von dir erwarten (so wie die meisten anderen Kongolesen).
Dieu ta benisse! (das ist wahrscheinlich falsch, mein französisch ist auch nicht so der Hammer)
Ich drück dich ganz fest Raija!
Kende malamu!